Studiere ich gerade einen Beruf, den die Gesellschaft
nicht braucht?
In der Zeitung lese ich von einem Artikel, in dem die
Notwendigkeit des Apothekerberufs in Frage gestellt wird. Zitate eines wichtigen
Funktionärs und eine erschreckend negativ gefärbte Beschreibung der gegenwärtigen
Situation lassen die Offizin nicht gut dastehen und gipfeln im Satz: „Die
Apotheken sind ersetzbar, der Arzt nicht“, womit das ganze auch überschrieben
ist.
Als Pharmaziestudent läuft es
mir dabei kalt den Rücken hinunter. Die Zukunft der Apotheker wird in ein paar
Jahren auch die Meine sein. Sollte dieser Artikel recht haben, was erwartet mich
dann? Statt ASS bald APP: Arznei per Post? Neue Beipackzettel: Zu Risiken und
Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt. Ist der mal wieder ahnungslos/im Urlaub,
rufen Sie entweder die ärztliche Informationshotline an oder suchen Sie Infos
im Internet? Keine roten A’s mehr in Fußgängerzonen? Waren die
Constitutiones von Friedrich II. wirklich ein fast 800jähriger Irrtum? Übernehmen
bald Ärzte nebenher die Tätigkeiten der studierten Arzneimittelfachleute?
Wenn Apotheker wirklich
ersetzbar sind und nur unnötige Kosten im Gesundheitswesen verursachen, sollte
ich vielleicht schnell auf ein Chemiestudium umsteigen, da herrscht ja gerade
ein Nachwuchsproblem...
Ich suche nach Reaktionen auf
die Provokation der Rheinischen Post. Wie verteidigt sich „mein“ Berufsstand
gegen die Abschaffung auch meiner Zukunft? Was ich finde, wirkt zunächst auf
mich, als sei die Notbremse jetzt wirklich recht gut. Entsetzen und Bestürzung
darüber, wie es dazu kommen konnte, Entschuldigungen, Erklärungen. Aber kaum
sachlich-argumentativer Widerspruch! Entweder ist die Idee so absurd, dass sie
keiner inhaltlichen Diskussion bedarf. Oder sie erscheint so gefährlich, dass
man sie lieber wegschiebt oder totschweigt. Mein ungutes Gefühl wird nicht
besser.
Die Lektüre anderer Artikel zur
Bedeutung der Apotheker, das Wissen um die gute Akzeptanz der Apotheker in der
Bevölkerung und das Gespräch mit einem von Ihnen darüber überzeugen mich
letztlich doch wieder davon, dass die Abschaffungsidee genau so wenig neu wie
sinnvoll ist.
Sollen die Chemiker doch sehen,
wo sie ihre Studenten herbekommen.
Was vom Artikel übrig bleibt,
sind allein diese beiden Fragen:
Für seine gute Kenntnis und
seinen Verdienst um die Apothekerschaft verleiht diese einem Journalisten eine
Ehrennadel. Er schreibt dann aber über sie, sie sei „ersetzbar“ und gibt
dazu ein Gespräch viel zu einseitig wieder, dass er mit seinem
Hintergrundwissen anders hätte einordnen müssen. Was hat er sich nur dabei
gedacht?
Ihn damals auszuzeichnen war
vielleicht gerechtfertigt. Dies heute zu wiederholen wäre
sicher verfehlt, es öffentlich bald zurückzunehmen daher wenigstens
eine Überlegung wert, oder?
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